Online-Mentoring für Mentale Balance & Prävention bei Erschöpfung | FLOW O VEDA by Eva Maack, Ayurvedamedizinerin M.Sc.

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All about Salz!

Bild by Pictavio auf Pixabay

Unsere maritime Innen-außen-Verbindung ist nicht nur emotionaler sondern auch chemischer Natur. Es ist nämlich so, dass unser Blut und das Meerwasser einander ähneln wie sonst kaum zwei natürliche flüssige Substanzen. (…) Es sind dieselben 84 Elemente - die Hälfte aller heute bekannten -, die sich blutförmig in uns sowie wässrig in jenen Ozeanen befinden, welche zusammen jenes feuchte Element ausmachen, das unseren Globus bedeckt und beherrscht (…)

Dieses einleitende Zitat entstammt dem wunderbaren MARE-Artikel “Salz in unseren Adern” von Benjamin Worthmann über die Analogie zwischen Meer und Mensch. Ich jedenfalls fühle mich schon mal von allem Stress dieser Welt befreit, wenn ich von rauschenden Wellen umgeben, die wohltuende Wirkung des Salzes auf Haut und Psyche spüre.

Salz ist ein ganz besonderer Stoff

So wie Salz den kristallinen Gegenpol zum fließenden Wasser bildet, so sehr sind beide nicht ohne das andere Element denkbar, da Salz nur in Wasser gelöst seine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann. In der Alchemie gilt Salz als eines der drei universellen Prinzipien (Tria Principia), wobei Sal hier das formgebende, stabile und feste Erdelement, Sulfur die transformierende Feuerluft und Mercurius das rhythmische flüchtig-flüssige Wasserelement ist.

Entsprechend des Credos Löse und binde (Solve et coagula) beginnen alchemistische Prozesse immer mit chaotischen sulfurischen Kräften, die dann im kristallisierenden Salprozess enden. Salz hat eine konservierende Wirkung und gibt Prozessen Struktur, Stabilität und Haltbarkeit, was sich auch in dessen chemischer Ionenbindung zeigt.

In der Homöopathie wird potenziertes Kochsalz bei starker Erschöpfung, bei lang anhaltendem Kummer, Lippenherpes, Hautausschlägen, depressiven Verstimmungen, Schmerzen und vor allem bei einem starken Verlangen nach Salz gegeben. Salz in alchemistisch und homöopathisch zubereiteter Form hilft, Psyche und Körper wieder in den Flow zu bringen.

Salz in unserem Körper

Salz bzw. Natriumchlorid ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Organismus, da es für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt und für die optimale Funktion von Muskeln und Nerven sorgt. Die Kunst ist es, eine Überdosierung und Unterversorgung mit Salz zu vermeiden. Im Ayurveda wird grundsätzlich die Verwendung von rosa Steinsalz anstatt von regulärem Tafelsalz empfohlen, da es viele Mineralien enthält und weniger erhitzend wirkt.

Einen zu hohen Salzkonsum erzielst Du, wenn Du zuviel Wurst, Meeresfisch, Meeresfrüchte, Käse, Algen und Fertigprodukte isst, was sich zunächst in Durst und verstärkter Diurese, später dann in Form von Nierensteinen, Osteoporose, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen zeigen kann. Aber auch salzarme Kost bei ständigem Wasserkonsum kann ungesund sein und zu einem Natriummangel mit Schwindel, Verwirrung, Muskelzucken und Krämpfen sowie zu gefährlichen Ödemen führen.

Nach Auffassung des Lebensmittelchemikers Udo Pollmer sollten wir genauso viel Respekt vor einer Wasservergiftung (also einem Salzmangel) wie vor einer Salzvergiftung haben. Wenn die Nieren kein Salz bekommen, können sie überhaupt kein Wasser ausscheiden, was bei hohem Wasserkonsum zu lebensbedrohlichen Ödemen im Lungengewebe oder Gehirn führen kann. Durchfall, Blutungen, Erbrechen oder auch Verbrennungen sind immer mit einem Flüssigkeits- und Salzverlust verbunden, der andersherum ebenso ausglichen werden muss.

Die therapeutische Wirkung des salzigen Geschmacks

Der salzige Geschmack hat im Ayurveda eine therapeutische Wirkung, wobei hier die Dosis und Art des Salzes über Heil- oder Toxinwirkung entscheidet. Er senkt vor allem ein zu hohes Vata, kann dafür aber im Gegenzug - je nach Salzart - sowohl das Pitta- als auch das Kapha dosha erhöhen. Damit eignen sich gesalzene Curries und Suppen sehr gut im Herbst und Winter, um Unruhe, Ängste und Schlafstörungen zu mildern.

Salz sorgt auch für einen optimalen Aufbau von Muskel- (mamsa dhatu) und Fettgewebe (meda dhatu), die beide wichtig für unsere körperliche Stabilität sind. Im Umkehrschluss ist der salzige Geschmack also äußerst wichtig für Wachstum, Nährstoffaufnahme, Stärke, innere Stabilität und Erdung. Gleichzeitig gilt Salz aber auch als reinigend und anregend, was sich in seiner abführenden, entblähenden, entkrampfenden und verdauungsfördernden Wirkung zeigt. Es reinigt die Körperkanäle (srotas), regt den Abtransport von Schleim, die Entwässerung und die Darmperistaltik an, öffnet die Poren, fördert den Schweiß und dringt tief in die Gewebeschichten ein.

Salz ist einer der besten Geschmacksverstärker überhaupt, denn er regt die Speichelproduktion an, und verbessert damit unsere Lust, unser emotionales Erleben und unsere Sinne. Aufpassen solltest Du aber, dass Du das Essen nicht versalzt, denn das kann konträre Auswirkungen wie Faltenbildung, Ergrauen, Müdigkeit und sexuelle Schwäche bewirken.

Die verschiedenen Salze des Ayurveda

In den ayurvedischen Klassikern und Texten werden mehrere Salztypen voneinander unterschieden, wobei nur das rosafarbene Himalayasalz für den täglichen Hausgebrauch empfohlen wird. Alle anderen Salzarten werden ausschließlich zu therapeutischen Zwecken verwendet.

Abgeraten wird vom Verzehr des Tafelsalzes, das wie der weiße Kristallzucker ein raffiniertes Chemieprodukt und mit Zusatzstoffen wie Antibackmittel, Aluminium, Fluorid, Jod sowie weiteren chemische Stabilisatoren (die oftmals nicht auf der Verpackung aufgelistet sind) versetzt ist. Es gilt als stark erhitzend, was vor allem bei Entzündungen, Hauterkrankungen und bereits bestehenden Toxinansammlungen kontraproduktiv wirkt.

Rosa Stein- bzw. Himalayasalz (Saindhava Lavana / Sendha Namak / Halit)

Dieses Salz wird in den Salzminen des Punjab am Fuße des Himalaya gewonnen, das sowohl eine weiße als auch eine rote Farbe haben kann. Es wird als einziges Salz für die tägliche innere Einnahme empfohlen. Es besteht zu 97,6 % aus Natriumchlorid, zu 0,07% aus Natriumbikarbonat, zu 0,031 % aus einer unlöslichen Substanz und enthält Spuren von Magnesiumchlorid, Calciumchlorid und Calciumsulfat.

Durch seine leichten, öligen und durchdringenden Eigenschaften hat es eine stoffwechselanregende, geschmacksverbessernde, toxinlösende, herzstärkende, augentonische, appetitanregende und aphrodisierende Wirkung. Im Gegensatz zu anderen Salzen verfügt es über eine kühlende Energetik, hilft bei Wasseransammlungen, Verstopfung und fördert die Wundheilung. Es reguliert einen dysbalancierten Blutdruck und hilft beim Abnehmen, indem es - durch Mineralmängel ausgelöste - Heihungerattacken eindämmt und überschüssiges Fettgewebe eliminiert.

Äußere Brusteinreibungen mit warmem Sesamöl und Salz gelten als begleitende manualtherapeutische Maßnahme bei Asthma. Es wird auch zusammen mit Zitrone und entschlackenden Kräutern wie Dill, Bockshornklee, Kreuzkümmel und Kampfer als Füllung von entgiftenden Kräuterstempeln zur Massage verwendet. Ebenso ist Saindhava Lavana auch Bestandteil von öligen und wässrigen rektalen Öleinlaufen im Rahmen von Panchakarmakuren. Ghee wird während dieser Kuren grundsätzlich zusammen mit Salz verabreicht, damit die Körperkanäle nicht verstopfen.

Saindhava Lavana ist ein Heilmittel für Körper und Seele: Äußerlich hilft es als Peeling und Auflage bei Hautproblemen oder fahlem Teint und kann zum Gurgeln oder als Nasendusche bei Schleimansammlungen verwendet werden, innerlich eingenommen sorgt es in Form von ayurvedischen Präparaten für Reinigung und Aufbau oder als Salzkristalllampe für ein gutes Raumklima, das elektormagnetische Strahlung abschwächt und den Geist regeneriert.

Meersalz (Samudra Lavana)

Meersalz sollte natürlich hergestellt werden und daher aus sonnengetrocknetem Meerwasser bestehen wie dies seit Jahrhunderten gemacht wird, aber Achtung mittlerweile befindet sich jede Menge Mikroplastik im Meersalz. Außerdem wird es häufig - meist für industrielle Zwecke - durch chemische Entsalzung des Meerwassers gewonnen und enthält dadurch viele ungesunde Zusätze. Natürlich gewonnenes Meersalz enthält 91,3 % Natriumchlorid, 0,121 % Sulfid, 0,0089 % Eisen sowie Spuren von Calciumsulfat, Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid.

Meersalz gilt im Ayurveda sogar als leicht süß schmeckend, weswegen es weniger stark erhitzend als normales Tafelsalz ist. Es verbessert den Geschmack von Speisen, regt die Verdauung an, wirkt abführend und wird bei Koliken eingesetzt. Aufpassen: Mehr als 1,5g pro Tag sollten insbesondere bei Bluthochdruck, Haut- und Bluterkrankungen gemieden werden. Samudra Lavana eignet sich sehr gut für Salzbäder zur Entgiftung (Vollbad) und bei Erkältungen ( auch Fußbad) .

Die äußerliche Anwendung von Sole und Salzwasser als reinigendes antibakterielles Peeling kann bei Akne, Neurodermitis und Schuppenflechte sehr sinnvoll sein, zumal die enthaltenen Mineralien einen positiven Effekt auf den Feuchtigkeitshaushalt der Haut haben.


Schwarzes Salz (Sourvarchala Lavana / Kala Namak Lavana)

Entsprechend des Ayurvedaklassikers Charaka Samhita hat schwarzes Salz natürlichen Ursprungs keinen Geruch, chemisch hergestelltes dagegen einen sehr charakteristischen Schwefelgeruch. Für letzteres wird traditionell 192g gereinigtes Natriumbikarbonat (Suddha Sarjikakshara) in 384ml Wasser zusammen mit rosa Himalayasalz gelöst und über dem Feuer so lange erhitzt bis das Wasser verdampft ist und sich Salzkristalle gebildet haben.

Es besteht aus 97,8% Kochsalz (Natriumchorid), 0,918% Natriumsulfid, 0,030% Eisen und zu 0,07% aus einer unlöslichen Substanz. Die leichten, erhitzenden und öligen Eigenschaften des Salzes regen den Stoffwechsel an, wirken entgiftend, appetitanregend und regulieren das Vata. Schwarzes Salz wird vor allem bei Tumoren, Schmerzen, Wurmerkrankungen, Appetitverlust, Verstopfung und Harnverhalt eingesetzt. Kala Namak Lavana ist zum Beispiel in dem bekannten Ayurvedapräparat Chandraprabha Vati enthalten, das unter anderem bei Harnwegserkrankungen eingesetzt wird. Kulinarisch verwende ich es aufgrund seines Ei-Geschmacks gerne zusammen mit Cashewmus, Hafersahne und rosa Steinsalz zur Herstellung veganer Mayonnaise. Aber Achtung: Ein Hauch Beezlebub-Geruch zieht danach durch die Küche.

Weitere therapeutische Salze

Sambhar-Salz (Romaka Lavana / Sambhara Lavana) stammt aus indischen Seen in Gujarat und Rajasthan. Es enthält 97,1 % Natriumchlorid, 0,060 % Sulfid und 0,049 % Natriumbikarbonat und wirkt steinauflösend, verdauungsanregend und harntreibend, weswegen es traditionell bei erhöhtem Vata und Kapha, bei Hämorrhoiden, Verdauungsbeschwerden, Verstopfung und Harnverhalt verschrieben wird.

Ammonium-Salz (Vida Lavana / Chullika Lavana) wird durch die 6-stündige Verbrennung von 960g Romaka Salz zusammen mit 120g Amlapulver in einem Tongefäß im offenen Feuer gewonnen. Es enthält neben 93,7 % Natriumchorid auch 0,121% Sulfid und 0,0089 % Eisen. Das leichte, erhitzende, durchdringende und alkalisch wirkende Salz hat eine magenstärkende, verdauungsanregende und abführende Wirkung. Es stärkt das Herz, senkt Vata und Kapha, hilft bei Schmerzen, bei Appetitverlust, Verdauungsbeschwerden, Verstopfung und Harnverhalt.

Reha-Salz (Audbhida Lavana) wird aus salzhaltiger in Wasser gelöster, dekantierter, gefilterter und getrockneter Erde gewonnen und besteht zu zu 94,10% aus Natriumchlorid, zu 0,042% aus Sulfid und zu 0,049% aus Natriumbikarbonat. Dieses bittere, scharfe und alkalische Salz hat eine befeuchtende aber auch Brechreiz fördernde Wirkung. Audbhida Lavana ist Bestandteil einiger wichtiger ayurvedischer Medikamente wie zum Beispiel Chitraka Vati, das vor allem ein bekanntes Detoxpräparat vor Panchakarmakuren ist.

Lavana Bhaskar Churna besteht aus den vier verschiedenen Salzarten Samudra Lavana (92g), Sourvarchala Lavana (60g), Vida Lavana (24g), Saindhava Lavana (24g) und verschiedenen Gewürzen wie Koriander, Ingwer, Cumin, Kardamom, Zimt, Schwarzkümmel, langer Pfeffer, schwarzer Pfeffer etc., die unter Beimengung von Zitronensaft miteinander verarbeitet werden. Diese Medizin ist ein klassisches Ayurvedapräparat bei Gastritis, Übersäuerung, Enzymmangel, chronischen Verdauungsstörungen, Verstopfung und Blähungen.

Mein Tipp

Besorge Dir - falls Du es nicht schon lange zuhause hast - rosa Himalaya-Salz und nutze es anstelle von Meersalz oder Tafelsalz. Du kannst es Dir mit gemahlenem Sesam zu Sesamsalz (Gomasio) und mit getrockneten Kräutern zu Kräutersalz verarbeiten. Es hat eine sehr milde Wirkung und als einziges Salz einen kühlenden Effekt. Wenn Du nicht so gerne süß ist, aber trotzdem bei Unruhe oder Ängsten Dein Vata mit warmer beruhigender Kost senken musst, kannst Du Dir morgens ein salziges Porridge, warmen Reis mit Sesamsalz und Gemüse oder eine salzige Getreidesuppe zubereiten.

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Weiterführende Literatur: