Online-Mentoring für Mentale Balance & Prävention bei Erschöpfung | FLOW O VEDA by Eva Maack, Ayurvedamedizinerin M.Sc.

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ayurvedische sommerroutine - nicht nur für Erschöpfte Hitzköpfe

Ich vor 3 Jahren an meinem Wohlfühlort in Schweden - natürlich immer in Meernähe, um das gut vorhandene pitta zu kühlen!

Im Ayurveda geht es in erster Linie darum, entsprechend der individuellen Konstitution (prakriti) und derzeitigen mentalen und körperlichen Dysbalance (vikriti) das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Das schaffst Du entweder mit Kräutern (aushadi), geeigneter Nahrung (pathya ahara), Ölungen (snehana), Reinigungsmaßnahmen (panchakarma), Lebensstilveränderungen (pathya vihara), psychologischen oder spirituellen Methoden (Yoga, Meditation, Gebete, Rituale, Mantrarezitation, Steinheilkunde, astrologische Beratung etc.) - oder mit allen zusammen.

Die 6 ayurvedischen Jahreszeiten üben einen zusätzlichen Einfluss auf unseren gesundheitlichen Zustand aus, wobei vor allem die Übergänge zwischen den Jahreszeiten (ritusandhi) als sehr sensible Phasen gelten, in denen sich Toxine (doshas) im Organismus ansammeln können. Aus diesem Grund wird im Ayurveda eine regelmäßige Jahreszeitenroutine (ritucharya) entsprechend der eigenen Konstitution empfohlen. Wer im Frühsommer (grishma ग्रीष्म) und Spätsommer (varsha वर्षा ) nicht aufpasst, hat es am Ende des Sommers häufig mit den Folgen von angesammelter Hitze bzw. pitta-Symptomen zu tun.

Sommerhitze kann je nach Konstitution eine besänftigende oder auch schwächende Wirkung haben. Menschen, die generell eher frieren, werden durch die Wärme des Sommers eher eine Stärkung erfahren. Je besser wir im Sommer auf Balance achten, desto weniger wird dann auch der Jahreszeitenwechsel im Herbst ein Problem. Haben wir jedoch von Natur aus bereits viel innere Hitze (pitta) und erhitzen uns im Sommer ungebremst weiter, kann dies im Spätsommer zu unerfreulichen Überraschungen wie fiebrigen Infekten, Augenentzündungen, starken Regelblutungen, Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck, Hitzewallungen, Wutanfällen oder Hautproblemen führen.

Woran erkenne ich überhaupt, ob ich zu viel Hitze habe bzw. viel pitta habe?

Wer aus welchem Grund auch immer innerlich zu viel Hitze hat, kann diese im Außen oft nicht sehr gut tolerieren und reagiert mit Unwohlsein auf sommerliche Temperaturen. Während vata-dominante Menschen bei feucht-heißem Klima förmlich aufblühen, leidet ein Mensch mit starker pitta (-kapha) Komponente hier oft Höllenqualen. Eine pitta-vata-Konstitution wird sich bei direkter Sonneneinstrahlung und trockner Hitze ab 25 Grad auch nicht mehr wirklich wohlfühlen und zu Schwäche, Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit neigen.

So tatkräftig und organisiert pitta-Menschen normalerweise sind, so sehr können sie durch starke Hitze außer Kraft gesetzt werden. Ein überhitztes System führt unweigerlich weg vom inneren Wohlbefinden und sollte daher unbedingt vermieden vermieden. Menschen mit einem erhöhten pitta reagieren bereits nach kurzer Zeit mit Sonnenallergie, Unwohlsein, Konzentrationsproblemen, Schwäche, Kopfschmerzen oder Durchfall auf sommerliche Hitze. Es geht hier nicht um die Folgen von unvernünftigem stundenlangen Sonnenbaden in der Mittagshitze, was pitta-Konstitutionen sowieso schlecht können, und letztendlich bei jeder Konstitution irgendwann zu Schwäche, Sonnenbrand, Sonnenstich oder langfristig zu Hautkrebs führt.

Vorsorge ist einfacher als Nachsorge

Um eine sommerliche Akkumulation von Hitze gar nicht erst entstehen zu lassen, kannst Du ab Juni selbst einiges tun, indem Du folgende Dinge im Sommer vermeidest:

  • regelmäßiger Alkohol- oder Kaffeekonsum

  • Genuss von rotem Fleisch, Seefisch, Meeresfrüchten, Wurstwaren oder altem Käse (Parmesan, Hartkäse)

  • gegrillte, frittierte, sehr salzige, fettige, saure und scharfe Gerichte

  • Speiseeis und eiskalte Getränke (durch die extreme Kühlung wird eine verstärkte Hitzereaktion im Körper ausgelöst) vor allem im Wechsel mit heißem Kaffee oder Tee, was aus ayurvedischer Sicht ein typischer Auslöser für Hauterkrankungen sein kann

  • Leistungssport, Workaholic-Verhalten

  • heftige Auseinandersetzungen

  • Aufenthalt in sehr heißen Regionen und direkte Sonneneinstrahlung

Barbecue mit Lagerfeuer und eiskaltem Bier sind typische pitta-Rituale, die gerne im Sommer durchgeführt werden und eine extrem erhitzende Wirkung haben. Das pitta-erhöhende Rinder-, Lamm- oder Schweinefleisch (Steak) erhält durch das Grillen und die Zugabe von Gewürzen/Dips wie Essig, Knoblauch, Chili oder Senf noch mehr pitta-Qualität . Wird dazu dann ein eiskaltes Bier getrunken, werden wir so heruntergekühlt, dass unser Organismus danach erst richtig aufzuheizt, gleichzeitig beeinträchtigen wir mit kalten Getränken unser Verdauungsfeuer (agni), so dass Beschwerden wie Sodbrennen, Magenschleimhautentzündung, Hautausschläge und starke Gereiztheit vorprogrammiert sind.

Daher solltest du gerade im Sommer gut auf deinen Lebensstil achten. Förderlich sind Aufenthalte und Urlaube in gemäßigten Klimazonen, an Gewässern oder in Wäldern, süße, gerbstoffreiche und bittere Nahrungsmittel wie frische Feigen, Weintrauben, Melonen, Kirschen, grüne Blattgemüse, grüne Kräuter, Artischocken und gekochte Hülsenfrüchte. Die Verwendung kühlender Nahrungsmittel wie Ghee, Kokos, Basmatireis, Kardamom, Fenchel, Koriander, Milch, Sahne und deren pflanzliche Alternativen sind zusätzlich sehr empfehlenswert. Auch auf die richtige Hautpflege auf Basis kühlender Fette wie Kokosöl oder Sheabutter unter Zusatz von Aloe, Rose oder Sandelholz sollte geachtet werden.

Wer viel pitta hat, hat die Disziplin etwas zu verändern

Starken pitta-Persönlichkeiten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen hilft auf die lange Sicht vor allem eine Veränderung ihres Denkens und Handelns. Ein sehr konkurrenzorientierter Lebensstil mit perfektionistischem und ehrgeizigen Verhalten kann über achtsame Rückzugsphasen mit Meditation, Yoga bzw. spiritueller Praxis und regelmäßige Selbstreflexion dauerhaft verändert werden. Die verlängerte Ausatmung sowie die kühlende sitali-Atmung durch die gerollte Zunge können ebenfalls helfen. Das Tolle an Pitta-Konstitutionen ist, dass diese wirklich die Selbstdisziplin haben, ihr Leben eigenständig nachhaltig zu verändern. Oft benötigen sie dafür nur einen guten Plan.

Im Sommer sollte die Tagesroutine (dinacharya) vor allem zu den Kaphazeiten ab 6.00 am Morgen und/oder Abend ab 18.00 für entspannte Bewegung im Grünen, Schwimmen in kühlen Gewässern oder weitere kühlende Rituale genutzt werden. Wer im Sommer bereits sehr früh aufwacht, kann die Zeit des Sonnenaufgangs zwischen 5.00 und 5.30 für eine 15 bis 20-minütige Meditation nutzen. Joggen, Sex und Anstrengung in der Mittagshitze sollte dringend unterlassen werden, stattdessen gilt: öfter mal Siesta mit einem guten Buch und einem grünen Smoothie machen.


Nutze die Kraft des Mondes und des Meeres

Der wichtigste Gegenpol zum heißen, scharfen, leichten und durchdringenden Feuer-Prinzip der Sonne, ist das kühlende, schleimige, süße und schwere Wasser-Element, das mit dem Mondprinzip verbunden ist. Es handelt sich hier um das ayurvedische pitta und kapha-Prinzip, das wir beispielsweise auch im Yoga (Ha= Sonne, Tha=Mond) oder dem im Yin&Yang (Yin=Mond, Yang=Sonne) der TCM finden. Wer viel pitta hat oder wo viel pitta ist, da ist immer kühlende beruhigende Mondenergie als Gegenpol gefragt. Diese bauen wir auf durch ausreichend Schlaf, an Gewässern, mit Schmuck aus Silber und Süßwasserperlen und durch mondhafte Nahrung, die häufig eine weißliche Farbe sowie eine wässrig-schleimige Konsistenz hat. Gute Beispiele dafür sind Milch, Reis, Ghee, Kokosnuss sowie wasserspeichernde Pflanzen wie Aloe, Melone, Gurke, Zucchini, Trauben und gekochte Zwiebel. Auf diese Weise stärken wir den inneren Flow und halten damit gleichzeitig unser Immunsystem, unsere Fruchtbarkeit und unsere Psyche gesund.

Hitze-Erkrankungen im Herbst. Was nun?

Nun war die Corona-Zeit aber so zehrend und deswegen freust Du Dich auf Grillabende, Eisessen mit Freunden und den lang herbeigesehnten Strandurlaub in Spanien. Da gibt es dann leckere Chorizo, Albondigas und jede Menge Rotwein. Ach ja - und Du möchtest so lange geschlafen, dass es immer erst zur Mittagszeit an den Strand geht, Sonnenbrand inklusive. So was darf sein, aber bitte nur als Ausnahme und nie über längere Zeit. Auf diese Weise kann unsere innere Balance und Gesundheit so stark beeinträchtigt werden, dass Gelenksentzündungen, starke Gereiztheit, Verdauungsstörungen oder Hauterkrankungen auftreten können.

Wer verpasst hat, ayurvedische Vorsorge zu betreiben, kann sich auch mit einer ayurvedischen Nachsorge trösten, die bei chronischen Störungen allerdings regelmäßig durchgeführt werden sollte. Eine Ayurvedakur bietet eine wunderbare Möglichkeit zur systemischen Behandlung und Ausleitung dieser pitta-Störung, die eben nicht nur auf Basis unserer Konstitution, sondern auch durch Sommerhitze sowie unseren Ernährungs-, Denk- und Lebensstil entstanden ist. Die klassische Zeit für die Behandlung von pitta-Problematiken ist varsā वर्षा, der frühe Herbst von Mitte August - Mitte Oktober, da entsprechend der Ayurvedalehre die über den Sommer, grisma ग्रीष्म (Juni -August) Sommer) akkumulierte Hitze genau dann zu Beschwerden im Organismus führt.

Hier können eine umfassende Reinigung von Leber, Darm, Haut und Blut, eine Fastenkur mit Ernährungsumstellung, Kräuterpräparate sowie ayurvedische Kurbehandlungen in Form von Buttermilchstirngüssen (takradhara), Kräuterstempelbehandlungen (shastikasali-pindasveda), Ghee-Fußmassagen (padabhyanga) und Augenbehandlungen (netratarpana) sowie regelmäßige Meditation helfen.

Einen kurzen knackigen Leitfaden findest Du in meinem kostenlosen Sommer-E-Book: