Online-Mentoring für Mentale Balance & Prävention bei Erschöpfung | FLOW O VEDA by Eva Maack, Ayurvedamedizinerin M.Sc.

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Ayurveda und das Long COVID-Syndrom

Eine Infektion mit dem Corona Virus kann harmlos oder fulminant verlaufen. Manchmal hinterlässt sie kaum Spuren, manchmal dagegen können spezifische anhaltende Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung, Fatigue, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen, psychische Probleme (depressive Symptome und Ängstlichkeit), Verschlechterung der Lungenfunktion, Herzmuskelentzündung, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes) sowie Thromboembolien durch Blutgerinnsel entstehen. Dieser Symptomenkomplex wird auch als Long-COVID-Syndrom bezeichnet, der sich in unterschiedlichen Ausprägungen äußern kann.

 In Indien gibt es derzeit über 68 klinische und Beobachtungsstudien, um die Wirksamkeit der Ayurvedamedizin während und nach einer COVID-Infektion zu studieren. Das zeigt, wie groß das Interesse ist, einen ayurvedischen Weg der COVID-Behandlung zu validieren. Da es in Deutschland nur Ärzten erlaubt ist, Infektionserkrankungen wie COVID19 zu behandeln, beschränke ich mich in diesem Artikel auf die Beschreibung der Post-COVID-Behandlung (und -Prävention).

Reiner Zufall, wen COVID und LONG-COVID schwer trifft?

Ist es nun völliger Zufall, ob man schwer an den Folgen von Corona (oder nicht selten auch an den Folgen der Impfung) zu tragen hat oder nicht? Aus ayurvedischer Sicht wäre es in diesem Kontext sehr interessant zu untersuchen, ob bestimmte Konstitutionstypen mit speziellen Dysbalancen verstärkt an COVID19 und vor allem an Long-COVID erkranken. So ließe sich eventuell erklären, warum auch vermeintlich gesunde Menschen schwer erkranken. Denn: Was bedeutet überhaupt völlig gesund? Und: Kann ein völlig Gesunder aus dem Nichts auf einmal schwer erkranken? 

Gesundheit ist im Ayurveda nämlich nicht wie in der westlichen Medizin einfach nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern sie bezeichnet die komplexe körperliche und geistige Balance eines Menschen, die durch umfassende Ayurveda-Diagnostik  festgestellt werden kann. Dazu zählt die reibungslose Funktion der Verdauung, des Stoffwechsels, der Ausscheidung, der Zirkulation, der reguläre Auf- und Umbau von Geweben, eine stabile Psyche und vieles mehr.  Das Zusammenspiel aller Faktoren ist verantwortlich für ein gutes Immunsystem, das bereits durch übermäßigen Sport oder falsche Ernährung empfindlich gestört werden kann. Entsprechend der Ayurvedalehre kann daher zum Beispiel schon eine Neigung zu Wutausbrüchen, ständigem Frösteln oder verstärkter Schleimbildung einen geschwächten Gesundheitszustand anzeigen. 

Prävention von COVID19

Wie schon vom bekannten Ayurvedamediziner Dr. med. Ernst Schrott formuliert, wurde das Thema der Immunstärkung bei den Maßnahmen zur Coronaprävention völlig vergessen. Die beste Therapie gegen Corona ist nämlich eine individualisierte Gesundheitsprävention, die Geist und Körper in Balance hält. Sie wird im Ayurveda mit konstitutionsgerechter Ernährung, regelmäßiger Reinigung, Einnahme von spezifischen Stärkungsmitteln (Rasayana) und einem konstitutionsgerechten Lebensstil erreicht. Zu letzterem gehören Yoga, Pranayama, Meditation, Bewegung, ein gesunder Schlaf, sinnstiftende Arbeit, harmonische Beziehungen, materielle Existenzsicherung, Balance zwischen Aktion und Ruhe sowie eine friedvolle, positive Lebenseinstellung.  

Wie kann Ayurveda bei Long-COVID helfen?

Aus ayurvedischer Sicht haben wir es bei Long-COVID vor allem mit einem Abbau von Körpersubstanz (dhatu kshaya) an unterschiedlichen Orten, einem geschwächten Immunsystem (ojokshaya) und einem trägen Stoffwechsel (agnimandya avastha) zu tun. Daher kann bei Long-COVID neben einer individuellen Therapiestrategie (von individuellen Beschwerden individueller Menschen) auch der Einsatz standardisierter Methoden und Präparate sinnvoll sein.  Hierzu hat das indische Gesundheits-Department für Ayurveda, Yoga, Unani, Siddha und Homöopathie (AYUSH) einen offiziellen Leitfaden (AYUSH-Protokoll) herausgegeben, der von namhaften indischen Ayurveda-Instituten ausgearbeitet wurde.

Als wichtige Maßnahmen wird bei Long-COVID neben symptomspezifischer Therapie (wie z.B. bei Husten, neurologischen Symptomen etc.) vor allem das regelmäßige Trinken von warmem abgekochten Wasser, frisch gekochte, leicht verdauliche suppige Kost, ausreichend Schlaf, genügend Pausen und ein spezielles Programm aus Yoga, Pranayama, Meditation und leichter Bewegung (in Form von Spaziergängen) zur Verbesserung der Lungenfunktion und zur Reduktion von Stress und Angst empfohlen.

Es tauchen in Studien und offiziellen Empfehlungen immer wieder diese drei ayurvedischen Heilpflanzen auf, die bereits eine breite Anwendung innerhalb der Ayurvedamedizin genießen. Ihre Eigenschaften und Wirkungen gelten als vielversprechend für die Long-COVID-Behandlung, insbesondere zur Prävention von Lungenkomplikationen (Fibrose), Fatigue und von psychischen Beschwerden. Die Anwendung und Dosierung ayurvedischer Präparate sollte allerdings immer innerhalb einer individuellen Therapiestrategie von professioneller Seite erfolgen.  

 

Drei Ayurvedapflanzen mit Breitbandwirkung bei Long-COVID

Im Rahmen der Corona-Pandemie und dem Fehlen adäquater Medikamente wurden in Indien bereits erprobte und bekannte Heilpflanzen eingesetzt, die für ihre immunmodulierende, antivirale, antientzündliche und lungenstärkende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt sind. Sie zählen zu den verjüngenden, regenerierende Rasayana-Pflanzen und sind in vielen Ayurvedastudien zu Long-COVID zu finden.

Ashwagandha

Eine der bei uns wohl bekanntesten Ayurvedapflanzen zur Immunstärkung und bei Erschöpfungszuständen ist die Winterkirsche bzw. die Wurzel der Ashwagandha-Pflanze (Withania somnifera). Sie hat eine wissenschaftlich nachgewiesene Schutzfunktion auf die Lunge. Immer mehr Forschungen bestätigen die virushemmende, neuroprotektive und regnerierende  Wirkung der Ashwagandha-Wurzel. Die britische Regulierungsbehörde für Medizin- und Gesundheitsprodukte MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) hat sie deswegen erstmalig (im Rahmen einer indisch-britischen Studie zu Long-COVID) als Arzneimittel zugelassen. Das ist ein absolutes Novum, da Ashwagandha wie alle ayurvedischen Präparate bei uns bisher nur als Nahrungsergänzungsmittel “geduldet” ist.

Amalaki

Aber auch die Vitamin C-haltige sehr saure und adstringierende Amlakirsche bzw. die Amalaki-Frucht (Emblica officinalis), die man in Indien in jedem Supermarkt bekommt, hat einiges zu bieten. Sie gilt als wichtiges Stärkungsmittel für die Lunge und hat eine antientzündliche Wirkung auf den Organismus. Sie wird in Indien traditionell in Form von Amla-Mus (auch: Chyawanprash oder Amrit Kalash®) zur Rekonvaleszenz verordnet, welches auch das Herz stärkt und möglicherweise Herzmuskelentzündungen vorbeugen könnte. Dieses Fruchtmus wird innerhalb eines langen alchemistischen Prozesses aus Amlafrüchten, Zucker, Heilkräutern und Gewürzen gekocht. Studien zeigten, dass dieses Mus durch seine antioxidative und immunmodulierende Fähigkeit sogar in der Lage ist, die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu minimieren.

Guduchi

Guduchi ist bereits sehr gut in Studien auf seine antientzündliche und immunstärkende Wirkung bei viralen Infekten untersucht worden. Von der indischen Regierung wird es bei Long-COVID in Form von Rasayana Churna empfohlen, das zu gleichen Teilen aus den Pflanzen Guduchi (Tinospora cordifolia), Amalaki (Emblica officinalis) und Gokshura (Tribulus terrestris) besteht. Alle drei Pflanzen sind im Ayurveda als klassische Stärkungsmittel bekannt. Guduchi und Amla haben neben ihrer positiven Wirkung auf Lunge und Leber auch einen antientzündlichen Effekt, wohingegen Gokshura vor allem zur Nierenstärkung eingesetzt wird. Eine Long-COVID Studie mit Guduchi und Pippali (Piper longum) hat gezeigt, dass die Verabreichung der Pflanzen die Länge von Krankenhausaufenthalten und der allgemeinen Regeneration nach einer COVID-Erkrankung verkürzt hat. Außerdem fühlten sich die Probanten nach drei Monaten sehr viel energiegeladener als die Vergleichsgruppe. 

Gute Selbstsorge ist nach einer COVID-Infektion das A und O

Corona kann den Organismus nachhaltig schwächen. Von daher ist sowohl eine konstitutionsgerechte Lebensweise als Prävention sowie eine Regenerationsphase des Organismus bei Long-COVID sinnvoll. Die drei wichtigsten Dinge sind dabei:

1)    Bringe Deine Verdauung mit Gewürzen und leicht verdaulicher warmer Nahrung ins Lot und reinige Dich sanft mit warmem gekochten Wasser (5 Minuten gekocht). Vermeide allerdings bei einem geschwächten Organismus so genannte Panchakarma-Kuren.

2)    Baue Deinen Organismus mit entsprechenden Rasayana-Pflanzen, Ganzkörper-Ölungen und leichter Bewegung/Yoga auf. Lass Dich hier auch gerne von Ayurveda-Experten bei Deiner Selbstsorge unterstützen.

3)    Lass Dir Zeit für Deine Regeneration und überfordere Dich nicht. Schlafe ausreichend und kuriere Schlafstörungen mit einer ayurvedischen Schlafroutine aus.

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Vertiefende Literatur findest Du hier:

AYUSH-Protokoll zum COVID-Management

A pilot clinical study of an add-on Ayurvedic formulation containing Tinospora cordifolia and Piper longum in mild to moderate COVID-19

Post-COVID-Management Protokoll des Government of India Ministry of Health & Family Welfare Directorate General of Health Services

New India-UK study to focus on Ashwagandha’s use in treating Long Covid zur indisch-britischen Post-COVID-Studie