Was ist Ayurveda ?

Ayurveda bedeutet ganz einfach übersetzt “Wissen vom Leben” und meint damit die sehr alte traditionelle indische Heilkunde. Sie verfügt über einen sehr spirituellen Überbau und ein sehr logisches wissenschaftliches Fundament mit einer eigene Diagnostik, Krankheitslehre und Therapie. In der Ayurvedamedizin geht man davon aus, dass sowohl Deine Individualität (Konstitution) als auch die Individualität Deiner Krankheit genau analysiert werden muss, bevor die maßgeschneiderte und multimodale Therapie beginnen kann.

Multimodal bedeutet in diesem Zusammenhang einfach nur, dass die ayurvedische Therapie aus verschiedenen Behandlungen und Behandlungsabläufen besteht. So können beispielsweise neben der Ernährungs- und Kräutermedizin, auch Detox- und Aufbaukuren (Panchakarma), serielle Ayurvedabehandlungen, Lebensstilberatungen, astrologische Konsultationen und Meditation zur Behandlung von gesundheitlichen Problemen eingesetzt werden. Häufig kann bereits eine einfache Ayurvedaberatung helfen, um Dir den nötigen Kick zu geben. Ich arbeite daher ab September 2023 vor allem mit Online-Beratungen bzw. -Beratungspaketen sowie Online-Yoga, um bei Erschöpfungszuständen Deine Resilienz und Vitalität zu stärken. Bei schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen biete ich auch Beratung und Behandlung vor Ort an, wo ich je nach Beschwerdebild einzelne Elemente zu einer Ayurvedatherapie kombiniere.

Wie läuft eine Ayurveda beratung ab?

Im Endeffekt geht es bei einer Ayurvedaberatung darum, ersteinmal herauszufinden, wer Du bist, was für eine Konstitution Du hast und was bei Dir gerade in ein Ungleichgewicht geraten ist. Wie steht es um die körperliche und seelische Stabilität, um den Ernährungsstatus Deiner Gewebe, Deine Stoffwechsel- und Ausscheidungsfunktionen, Dein Immunsystem und Urvertrauen? Diese und viele weitere Aspekte sind wichtig für mich und werden innerhalb einer umfassenden Beratung herausgearbeitet, bevor mit einem Ayurveda-Programm begonnen werden kann.

Beschwerden werden im Ayurveda vor allem über eine Ernährungsumstellung, jahres- und tageszeitliche Routinen und Kräutergaben behandelt, wofür wir im Rahmen einer Ayurvedakonsultation vor Ort viel Zeit haben. Darauf aufbauend können regelmäßige Behandlungen, engmaschigere Beratungen (gerne auch online) oder auch eine Ayurvedakur sinnvoll sein.

Was sind die wichtigsten Regeln des Ayurveda?

Es geht es in erster Linie darum, entsprechend der individuellen Natur (prakriti) zu leben, um mentale und körperliche Dysbalancen (vikriti) gar nicht erst entstehend zu lassen. Mit dem Hören auf unsere innere Weisheit, der Stärkung unserer Willenskraft und der Integration von konstitutionsgerechter Ernährung, Verhaltensweisen und Kräutern können wir unsere Gesundheit langfristig erhalten. Hier stelle ich Dir die sechs wichtigsten Regeln der Ayurvedamedizin vor: 

1. Pragyaparadh: Handeln wider besseren Wissens macht krank

Eine Lebensweise entsprechend der eigenen Konstitution, der Jahreszeiten, des Klimas, des Alters und der derzeitigen eigenen Befindlichkeit führt dazu, eine individuelle Balance von Geist, Körper und Seele und damit von Gesundheit aufrecht zu erhalten. Die meisten wissen eigentlich intuitiv, was ihnen gut tut und schadet, überhören dann aber gerne im Alltag diese innere Stimme. 

  • Wer sich vor allem im Winter nicht bewegt, sich dazu noch hochkalorisch und nährstoffarm ernährt, riskiert eine Kapha-Störung mit Übergewicht und Trägheit.

  •  Wer im Sommer zu viel Alkohol trinkt und sich ständig aufregt, sollte sich über eine erhöhtes Pitta mit Entzündungen nicht wundern. 

  • Wer sich ständig überarbeitet und zu wenig schläft wird auch irgendwann bei der stärksten Konstitution, aber insbesondere mit einer Vata-Konstitution Erschöpfungssymptome zeigen. 

Manchmal fehlt einfach das Wissen über die tieferen Zusammenhänge des eigenen Unwohlseins. Wer seine Konstitution nicht kennt und nicht weiß wie Elemente, Jahreszeiten, Nahrungsmittel und Verhaltensweisen sich auf die eigene Gesundheit auswirken, lebt unbewusst möglicherweise schon seit langem gegen seine innere Natur. 

Aus diesem Grund gebe ich in meinen kostenlosen Workshops, Blogartikeln, Instagram-Postings und Newslettern regelmäßig Anregungen und Tipps, wie Du optimale Selbstsorge betreiben kannst. Dafür sollten wir unsere Konstitution und die Faktoren bzw. Elemente kennen, die wir im Schach halten müssen. 

Schaffen wir es aber trotz besseren Wissens nicht, eine Balance in unseren Lebens- und Ernährungsstil hineinzubringen und wiederholen regelmäßig schädigende Verhaltensweisen, dann nennt man das pragyaparadh

2. Prakriti: Das Wissen um Deine innere Natur ist die halbe Miete

Gesundheitssorge beginnt damit, dass man sich auf den Weg macht, die eigene Konstitution und die gesundheitlichen Baustellen näher kennenzulernen. Nur wer die eigenen seelischen und körperlichen Probleme anerkennt, kann den zweiten Schritt gehen, diese auch zu lösen:

  • Bin ich ein Mensch mit vielen Ängsten, Zögerlichkeit und z.B. ständigen Gelenksschmerzen, dann liegt eine Vata-Störung vor. Ob auch eine Vata-Konstitution existiert, erkennt man am Körperbau und den individuellen Reaktionen.  

  • Wer generell viel Wut, Ehrgeiz und Perfektionsmusstreben hat, wird über einen hohen Pitta-Anteil verfügen. Entzündungen und Hitzezustände weisen ebenfalls auf Pitta-Störungen hin.

  • Viel Schleimproduktion, Neigung zu Übergewicht und Trägheit lässt auf eine Kapha-Dominanz schließen. Typische Störungen sind hier Asthma, Adipositas und Depressionen.

Der nächste Schritt ist das Wissen darüber, welche Dinge Du meiden und verwenden solltest, um eine einseitige Erhöhung eines Prinzips mit dem Gegenteil auszugleichen. Ganz vereinfacht gesagt braucht Kapha Feuer und Reinigung, Pitta Kühlung und Vata Wärme und Regelmäßigkeit. 

Da wir Menschen sehr individuell veranlagt sind, gibt es im Ayurveda kein Allheilmittel, sondern nur individuelle Wege der Selbstsorge, die ich in meiner Praxis mit Dir zusammen entwickle. In der Ayurvedamedizin sind nämlich alle Kräuter, Nahrungsmittel und Behandlungsweisen entsprechend ihrer therapeutischen Eigenschaft klassifiziert, um als Heilmittel eingesetzt zu werden. 

3. Sankalpa: Eine klare Ausrichtung bringt Dir den Rest der Miete 

Die eine Seite der Medaille ist das Wissen um das, was uns gut tut, die andere ist es, auch danach zu handeln. Häufig gibt es da diesen inneren Schweinehund (den ich auch ich bestens kenne), der uns in unseren Mustern – wider besseren Wissens – immer so weiter machen lässt wie bisher. Es ist eben schwierig, mal eben so die eigenen Gewohnheiten zu verändern, in denen wir uns ja so gut eingerichtet haben. Deswegen brauchen wir eine klare Ausrichtung, an der wir uns orientieren können. Dabei geht es in erster Linie um unsere Herzenswünsche und die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse. Erst dann sind wir motiviert, Veränderungen von Ernährung, Verhaltensweisen, Job oder Beziehungen anzugehen. Innerhalb einer Ayurvedaanamnese schaue ich mir all diese Details zusammen mit Dir an, um das zu finden, was Dich trägt und was Dich blockiert.

Es geht darum, Deine Basis zu stärken, damit Du in der Lage bist, Dich an dem auszurichten, was Dir gut tut. Manchmal verläuft so ein Prozess in kleinen Schritten, mal im Zickzack und manchmal gibt es auch wieder kleine Rückschritte. Das ist nicht schlimm, solange Du Sankalpa praktizierst und Dich immer wieder ausrichtest auf Dein Ziel und Deinen Herzenswunsch. Dafür ist zum Beispiel das Schreiben (in Form eines Tagebuchs) oder auch die tägliche Meditation mit individuellen Autosuggestionen sinnvoll. Yoga, Spaziergänge, Kräuter und konstitutionsgerechte Nahrung unterstützen Dich zusätzlich. 

4. Dinacharya: Gesundheitsfördernde Tagesroutine 

Obwohl im Ayurveda eine individuelle konstitutionelle Routine für den Alltag empfohlen wird, gibt es auch ein paar allgemeingültige Regeln. Es wird beispielsweise eine tägliche Morgenroutine empfohlen, um gut gereinigt in den Tag zu starten:

  • Bist Du noch bettwarm, kannst Du mit einer 10minütigen sitzenden Meditation beginnen,

  • danach nimmst Du 2-3 Esslöffel Sesamöl in den Mund und ziehst das Öl von vorn nach hinten durch die Zähne und kaust es für ein paar Minuten im Mund (gandusha). Danach wird es in Klopapier gespuckt und weggeworfen.

  • Jetzt kannst Du Deine Zähne mit einer ayurvedischen Gewürzzahnpasta (z. B. Ayurdent) putzen, die auch das Zahnfleisch pflegt.

  • Anschließend wird der zumeist weißlich-gelbe Zungenbelag mit einem Teelöffel oder einem Zungenschaber aus antimikrobiellem Kupfer (z. B. von Natur Nerds) oder aus Silber (z.B. von Maharishi Ayurveda) von der Zunge geschabt (jihwa prakshalana).

  • Neigst Du zu Nasenverstopfung oder Nasennebenhöhlenentzündungen kannst Du Deine Nase mit isotonischer Salzwasserlösung spülen (jala neti).

  • Danach kannst Du jeweils einen Tropfen Sesamöl oder ayurvedisches Nasenöl in die Nasenschleimhaut einmassieren (pratimarshanasya).

  • Danach trinkst du schluckweise ein Glas 5-10 min. lang abgekochtes warmes Wasser (wer mag auch mit Gewürzen oder etwas Honig oder Zitrone). Dadurch wird der Stoffwechsel und die Verdauung angeregt (dipana).

  • Desweiteren kannst Du durch morgendliche Ölung von Ohrmuscheln, Füßen, Händen und dem Scheitelpunkt beruhigend auf den Körper einwirken.

  • Am Wochenende kann auch der ganze Körper geölt und danach ein Bad genommen werden, was sehr gut ist, um Stress bedingten Problemen vorzubeugen.  

Neben der ayurvedischen Morgenroutine gibt es auch eine entsprechende Abendroutine, um Deinen Schlaf zu verbessern. Die wichtigste Regel ist hier,  vom Herbst bis Frühling zwischen 22.00 und 23.00 ins Bett zu gehen und das bitte erst 2-3 Stunden nach dem Essen. Im Sommer darf es auch etwas später sein.  

5. Ritucharya: Gesundheitsfördernde Jahreszeitenroutine 

Übergänge zwischen den Jahreszeiten (ritusandhi) gelten als sehr sensible Phasen, in denen sich Toxine/Störungen (doshas) ansammeln können. Aus diesem Grund wird im Ayurveda eine regelmäßige Jahreszeitenroutine (ritucharya) entsprechend der eigenen Konstitution empfohlen. Schaffen wir es in der kalten, windigen und heißen Jahreszeit gut auf unsere innere Balance zu achten, beugen wir späteren Beschwerden vor: 

  • Wer zu einem Übermaß an Pitta (Entzündungen, Hitze und Wut) neigt, benötigt im Sommer (grisma ग्रीष्म ) von Mitte Juni - Mitte August ausreichend Flüssigkeit, passende kühlende Ernährung (Kokos, Ghee, Minze, Süßholz, Kardamom, Obst, Kokos, grüne Gemüse), Kräuter wie Süßholzwurzel, Amlakirsche oder Kardamom und den Aufenthalt in kühlen Regionen und an Gewässern, um die innere Hitze und Trockenheit auszugleichen. 

  • Wer dagegen zu viel Vata (Empfindlichkeit, Zartheit, Trockenheit) hat, sollte im Herbst (sharad शरद्) von Mitte Oktober - Mitte Dezember mit vorbeugenden Maßnahmen wie Ölmassagen, wärmenden Speisen und nervenberuhigende Kräutern (medhyarasayanas), ausreichend Schlaf, und regelmäßiger Meditation Wind und Trockenheit entgegenwirken. Ein wunderbares Präparat zur systemischen Senkung von Vata ist traditionell die Einnahme von Ashwagandhawurzel, um Schmerzen, Ängsten, Verdauungs- und Schlafstörungen vorzubeugen

  • Menschen mit viel Kapha (Trägheit, Übergewicht, Verschleimung) in ihrer Konstitution sollten in der kalten Jahreszeit bzw. im Frühwinter (hemanta हेमन्त ) von Mitte Dezember - Mitte Februar ihr Verdauungsfeuer (agni) mit scharfen Gewürzen, heißem Wasser, Bewegung, sexueller Aktivität, leichte, geregelte Ernährung und reinigenden Kräutern (Kalmus, Ingwer oder Pippali), in Balance halten,  um Schleimbildung und Toxinansammlungen zu verhindern. Häufig wird nämlich im Winter die innere Antriebslosigkeit mit Süßigkeiten, Alkohol und zu schwerem fettigem Essen kompensiert.

6. Panchakarma: Regelmäßige Großreinigung bei gesundheitlichen Störungen

Wird die individuelle Tages- und Jahreszeiten-Routine längerfristig verpasst, gibt es die Möglichkeit innerhalb von ayurvedischen Kurprogrammen Altlasten loszuwerden. Klassische Kurzeiten sind daher vor allem im Frühjahr und Herbst, wo die kalte und warme Jahreszeit sich abwechseln:

  • Im Frühherbst von Mitte August - Mitte Oktober, die in Indien mit der Regenzeit (varsā वर्षा) aber auch bei uns mit gehäuften Regenfällen zusammenfällt, beginnt die im Sommer angesammelte Hitze Probleme zu machen, wenn wir keine Vorsorge betrieben haben. Es können sich dann Pitta-Störungen in Form von Entzündungen, Schilddrüsenüberfunktion, Hitzewallungen und Gereiztheit zeigen, die im Ayurveda mit kühlenden Therapien wie Buttermilchstirngüssen, kühlenden Kräuterstempelbehandlungen, Ghee-Fußmassagen, Augenbehandlungen, Blut- und Leberreinigung sowie Darmausleitung behandelt werden

  • Der Herbst (sharad शरद्) von Mitte Oktober - Mitte Dezember bringt Wind und Trockenheit (Vata-Prinzip) und lässt jetzt das Vata ansteigen, was sich durch Schmerzen, Schilddrüsenunterfunktion und Stimmungslabilität zeigen kann, wenn wir vorbeugende Maßnahmen verpasst haben. Kuren mit einer regelmäßigen leichtverdaulichen Nahrung, warmen Ölmassagen, Ölgüssen, Kräuterstempelbehandlungen, Öleinläufen, Dampfsauna, Meditation sowie nervenberuhigenden, nährenden Kräutern können jetzt das überschüssige Vata ausleiten.

  • Spätwinter (shishira शिशिर) von Mitte Februar - Mitte April und Frühling (vasanta वसन्त ) von Mitte April - Mitte Juni bringen zunehmende Feuchtigkeit und Wärme in den Organismus. Wenn wir keine Gegenmaßnahmen ergriffen haben, können jetzt über den Winter angesammelter Schleim (Kapha) und Stoffwechseltoxine (ama) zu Allergien, schleimigen Infekten, Verdauungsproblemen, rheumatischen Beschwerden und depressiven Verstimmungen führen. Kuren mit traditionellen Pulver- oder Seidenhandschuhmassagen, erhitzenden, bitteren und adstringierenden Kräutern Trockensauna, Darmausleitung und therapeutischem Erbrechen (wird innerhalb ambulanter Kuren nicht gemacht) können jetzt überschüssiges Kapha ausleiten. 

Alles falsch gemacht bisher? Das passiert – mir auch. 

In schwierigen Lebensphasen geraten wir leider manchmal aus dem Rhythmus und vergessen, was uns guttut und wie wir Erkrankungen vorbeugen können. Die Wellen schlagen über uns zusammen und wir wissen nicht weiter. Auch hier gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da es im Ayurveda ein ausgeklügeltes System gibt, Dich ganz individuell dabei zu untersstützen wieder in Deine Mitte zu finden. 

Manchmal reicht schon eine Ernährungsumstellung und ein bisschen mehr Bewegung. In Lebenskrisen oder bereits chronisch gewordenen Problemen ist das oft schwierig, daher empfehle ich hier eine begleitende Online-Beratung oder eine Ayurvedakur in einer guten Ayurvedaklinik.

Zusätzlich biete ich Yoga und Ayurveda-Online-Kurse zu speziellen Themen und mit meiner Freundin, der Künstlerin Teena Leitow Die kleine Meerauszeit zum Wohlfühlen und Entspannen an. Du findest auch immer wieder interessante Blogartikel zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen. Bei Interesse melde Dich einfach für meinen Newsletter an und Du erhältst aktuelle Praxistermine, Tipps, Rezepte und aktuelle Blogartikel frei Haus.