Kaffee ist ein Volksgetränk und für die meisten Menschen nicht mehr wegzudenken aus ihrer Ernährung. Das liegt nicht nur an seiner anregenden Wirkung, sondern wohl vor allem an dem betörenden Duft, der beim Kaffeekochen durch die Luft zieht und dem auch ich schnell verfalle. Dieses auf allen Ebenen stimulierende Gesöff hat neben seinen vielen positiven Wirkungen aber einen großen Nachteil, es verhindert unsere Regeneration und schwächt damit langfristig unsere innere Ausgeglichenheit. Wer erschöpft und abgekämpft ist, unter Schlafstörungen und Ängsten leidet, sollte nicht mithilfe von Kaffee den Dauerlauf im Hamsterrad beschleunigen, sondern sich dringend eine Pause gönnen - auch vom Kaffee.
Kaffee ist kein Nahrungsmittel, sondern Medizin
Kaffee entstammt ursprünglich der traditionellen Volksmedizin Ostafrikas. „Afrikanische und arabische Sufis haben ihn massenweise getrunken, um ihre nächtlichen Meditationen, langen Gebete und anstrengenden Derwischtänze durchzustehen. Mit Kaffee wurde es viel leichter, die religiöse Ekstase, die Verschmelzung mit Gott zu erreichen.”(1) In der traditionellen Heilkunde kennt man so genannte Kaffeekompressen bei Geburten, Kaffeeeinläufe zur Leberreinigung oder Kaffeekohle bei unspezifischen Durchfallerkrankungen sowie bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Es gibt mittlerweile eine Menge Studien, die Kaffee eine sehr gesunde Wirkung nachsagen. Er gilt neben Tee laut des US-amerikanischen Beverage Guidance Panel nach Wasser als zweitgesündestes Getränk.(3) Das liegt nicht nur am Koffein, sondern auch an den vielen Antioxidantien (Kaffeesäure, Kaffeesäureester, Chlorogensäure, Flavonoide, Proanthocyane), an weiteren Alkaloiden (Theobromin, Theophyllin, Theacrin, Trigonellin, Nikotinsäure), Terpenen, Mineralien (Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor) Säuren (Apfel-, Essig-, Zitronensäure), Kaffeeöl und Vitamin B3 bzw. Niacin, das erst nach dem Rösten entsteht.
Das im Kaffee enthaltende Alkaloid Koffein stimuliert das sympathische Nervensystem und versetzt damit unseren gesamten Organismus in Kampfbereitschaft und Stress, was zu einer verbesserten Atmung, Ausscheidung, Konzentration und einem erhöhten Herzschlag führt. Diese Aktivierung führt zu einigen sehr positiven pharmakologischen Wirkungen bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, bei Leberinfektionen wie Hepatitis C, bei Herzrhythmusstörungen, Bronchialerkrankungen, Depressionen und Suizidalität. Koffein wird auch in Medikamenten gegen Fieber, Schmerzen und Grippesymptome und Theophyllin in medizinischen Präparaten gegen Bronchialasthma und andere Bronchialerkrankungen verwendet.
Negativ wirkt er sich dagegen auf Krankheiten wie Glaukom, Epilepsie und gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) aus. Interessant ist auch, dass die erste Tasse Kaffee am Tag, den Blutdruck erheblich erhöhen soll, während weitere dann kaum einen Effekt haben. Gelegentliches Kaffeetrinken ist daher ungesünder als regelmäßiger Kaffeekonsum, der den Blutdruck sogar senkt. Es handelt sich bei diesen Forschungen vor allem um Beobachtungsstudien, in denen auch andere Faktoren im Lebensstil von Kaffeetrinkern für die positive Wirkung ausschlaggebend sein könnten. Ebenso haben auch Alter und Geschlecht, die individuelle Konstitution sowie die Menge des konsumierten Kaffees einen Einfluss auf seine Wirkung im Organismus, die ihn weniger als Nahrungsmittel sondern vielmehr als wirksames Phytotherapeutikum erscheinen lassen.
Kaffee aus ayurvedischer Sicht
In der ayurvedischen Heilkunde gibt es keine Substanz (dravya) im Universum, die nicht als Medizin für bestimmte Zustände verwendet werden könnte. So ist Kaffee wie auch zum Beispiel Alkohol, Fleisch, oder Rauchen in bestimmten Lebenssituationen und bei spezifischen Gesundheitsstörungen durchaus hilfreich. Gerösteter Kaffee gilt als als erhitzend, trocknend, scharf und bitter, weswegen er vor allem für Menschen geeignet ist, die unter Kapha-Störungen, wie z.B. innerer Schwere, Trägheit, Übergewicht, Asthma und starker Schleimbildung leiden. Kaffee vertreibt in diesem Fall Schwere und Feuchtigkeit aus dem Körper. Bei Asthma werden ayurvedische Präparate daher häufig zusammen mit Kaffee (Begleitmittel von Medikamenten= anupana) gegeben.
Menschen mit einer Vata-Konstitution bzw. einer derzeitigen Vata-Dysbalance, die zu Nervosität, Ängsten, Schlafstörungen, unregelmäßiger Verdauung mit Neigung zu Blähungen und Verstopfung neigen, sollten Kaffee jedoch ebenso meiden wie Menschen mit einer Pitta-Störung. Letztere würden ihre emotionale Explosivität, innere Hitze, Entzündungen und Übersäuerung durch regelmäßigen Kaffeekonsum nur verstärken. Das Verwenden von Milch oder Kardamom im Kaffee mildert diese Wirkung zwar etwas ab, neutralisiert aber nicht das Koffein, wohingegen entkoffeinierter Kaffee weiterhin oben genannte Vata- und Pitta erhöhende Qualitäten besitzt.
Kaffeekonsum ist Hochleistungssport - er schwächt unser Immunsystem
Kaffeekonsum wirkt wie ein innerer Motor, der uns in einer leistungsorientierten Gesellschaft optimal funktionieren lässt. “Kurzum, Kaffee ist die wichtigste stimulierende Naturdroge unserer Gesellschaft. Er ist das Öl im Getriebe unserer modernen Welt. Ohne ihn funktioniert es nicht.”(3) Dieses “Öl” sollte aber strikt gemieden werden, wenn man sich bereits in einem Hamsterrad aus Überarbeitung, Ängsten und Schlafstörungen befindet. Hier benötigt der Organismus eine Pause und Zeit für die Regeneration. Dafür ist ausreichender Schlaf, eine Anregung des Parasympatikus (Kaffee regt den Sympathikus an) durch passende Kräuter, richtige Atmung, Massagen, Meditation, ausreichend Ruhepausen und Schlaf so wie moderate Bewegung notwendig, um die Selbstreinigungskraft und Entgiftung unseres Stoffwechsels zu fördern und unsere Psyche nachhaltig zu stärken.
Um sich vom Koffein zu entwöhnen, kannst Du auch eine Detox-Kur zuhause durchführen. Ich habe dafür einen kostenlosen Leitfaden erstellt, den Du Dir hier herunterladen kannst:
(1) Rätsch, Christian: Drogen aus der Natur.
(2) Michael Greger: Coffee
(3) Rätsch, Christian: Drogen aus der Natur.